Die Schwarze Liste

Wir Investoren müssen Verantwortung übernehmen.

Ich weiß, einige Investoren werden das folgende nicht gerne lesen wollen. Es ist schließlich ziemlich bequem, einfach seine Scheuklappen aufzusetzen und der bestmöglichen Rendite hinterherzujagen. Beispielsweise konnten seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine einige Aktien von Rüstungskonzernen ordentlich zulegen. Aber möchte man als Investor wirklich durch das Leid anderer Geld verdienen?

Logisch, das ist alles immer eine Frage der eigenen Werte und des Gewissens. Mit diesem Artikel hier möchte ich 1. zum Nachdenken anregen; 2. Branchen aufzeigen, um die ich als Investor aus verschiedenen Gründen persönlich einen Bogen mache; 3. aufzeigen, wie der Norwegische Pensionsfonds mit dem Thema Ethik umgeht und welche Unternehmen er aktuell auf seiner Schwarzen Liste stehen hat; und zu guter Letzt 4. auf den beliebten MSCI World und einige Alternativen eingehen. Ich muss aber auch gleich dazusagen, dass die Welt nicht einfach schwarz/weiß ist & man auch als ethischer Investor vor einigen ziemlich kniffligen Fragen und Hürden stehen wird.

Als einzelner Investor kann man doch eh nichts ändern!

Dieses Argument beziehungsweise diese Ausrede hört man in den verschiedensten Kontexten immer wieder. Mal bezogen auf den Umweltschutz: “Was ändert es schon, ob ich jetzt mit dem Flugzeug von München nach Berlin fliege oder nicht? Geflogen wird doch ohnehin.” Oder mal bezogen auf die Geldanlage: “Wozu soll ich 25€ im Monat anlegen? Davon werde ich eh nicht reich – da spiele ich lieber Lotto.”

Viele Menschen unterschätzen den langfristigen Einfluss ihrer Entscheidungen.

Zurück zum ethischen Investieren: Wir Privatinvestoren machen natürlich nur einen kleinen Teil des Kapitals aus, das einem Unternehmen zur Verfügung steht. Und das meist sogar nur indirekt, da wir unsere Aktien auf dem Sekundärmarkt erwerben. Kurz zur Erklärung: Wenn Unternehmen frisches Kapital benötigen, können sie zur Bank gehen und Kredite aufnehmen, Anleihen ausgeben oder Aktien emittieren. Diese Aktien werden erstmals auf dem Primärmarkt gehandelt und das Unternehmen profitiert von einem hohen Erstkurs. Verkaufen diese ersten Investoren ihre Aktien später, spricht man ab jetzt vom Sekundärmarkt. Das Unternehmen profitiert hier nicht mehr direkt davon, wenn Kurse in die Höhe steigen. Indirekt sorgt das aber für Vertrauen bei den Banken und erleichtert auch zukünftige Kapitalerhöhungen. Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn mehr und mehr Privatinvestoren anfangen, Aktien von der Bösewicht AG nicht mehr zu kaufen, sinkt die Nachfrage und damit auch Stück für Stück der Aktienkurs. Das hat einen erheblichen Einfluss auf das Management der Aktiengesellschaft und regt diese vielleicht früher oder später zum Umdenken an.

Viele kleine Leute, die an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.

Der Schneeball-Effekt

Mit einem Investment von beispielsweise 5.000€ wirst du bei einem Großkonzern natürlich kein Gehör finden. Selbst wenn du 1.000.000 US-Dollar in Apple investierst, besitzt du gerade mal 0,00004 Prozent des Technologiekonzerns. Du bist aber nicht alleine. Vielleicht inspirierst du andere Investoren, wenn du mit einem positiven Beispiel vorangehst. Und diese Investoren inspirieren wiederum andere Gleichgesinnte. Schnell kann ein Schneeball-Effekt eintreten und plötzlich bist du Teil einer großen Bewegung, die durchaus eine Veränderung bewirken kann.

Ethisch Investieren muss nicht perfekt sein.

Man kann es nie allen Menschen recht machen. Würden wir beispielsweise alle Unternehmen, die Kinderarbeit direkt oder indirekt unterstützen, boykottieren, würde das dennoch nicht das Problem lösen. Kinderarbeit ist ein Ergebnis von Armut. Wäre es also vielleicht sogar besser, gezielt deshalb Anteile vom Unternehmen zu kaufen, um dann bei einer Hauptversammlung seine Stimme laut zu machen? Eine Lösung des Problems kann es schließlich nur dann geben, wenn alle Parteien an einem Strang ziehen. In meinen Augen muss “Ethisches Investieren” auch nicht perfekt sein – es ist nur wichtig, sich mit der Materie zu beschäftigen und seine Einzelinvestments gelegentlich zu überdenken. Stehe ich hinter all meinen Beteiligungen und kann ich sie ethisch und moralisch vertreten oder sollte ich mich doch lieber von Aktie XY trennen?

Ethisch Investieren ≠ Schlechtere Rendite

Ob man langfristig eine bessere Rendite mit nachhaltigen und ethisch wertvollen Investitionen erwirtschaftet, als mit herkömmlichen Anlagemethoden, lässt sich so leicht gar nicht beantworten. Im Falle von Einzelaktien lässt sich das natürlich noch schwieriger belegen, als mit einigen ausgewählten ETFs.

Grundlegend kann man sagen, dass ethisches Investieren kein Verzicht auf Rendite bedeuten muss. Fakt ist auch, dass Themen wie Nachhaltigkeit immer mehr in den Fokus rücken und mehr und mehr Anleger beginnen, sich über ihre Geldanlage Gedanken zu machen. Das konnte man auch anhand einiger Aktienkurse in den letzten Jahren gut beobachten. Ob solche Unternehmen dann noch fair bewertet sind, ist wiederum eine ganz andere Frage. 

ESG, SRI, WTF?

Wer sich mit nachhaltiger Geldanlage beschäftigt, wird regelmäßig auf Abkürzungen wie ESG oder SRI stoßen. ESG steht für “Environmental, Social, and Corporate Governance” – es bezieht sich also auf die Berücksichtigung ökologischer, sozialer und verantwortungsvoller Unternehmensführungsstandards. SRI hingegen steht für “Socially Responsible Investment” und bedeutet frei übersetzt nachhaltiges und sozial verantwortliches (ethisches) Investment.

Das wäre aus 100€ in den verschiedenen MSCI World ETFs geworden:

Wie man anhand dieses kleinen Beispieles sehen kann, schnitt die SRI Variante des MSCI World ETFs am erfolgreichsten ab, gefolgt von der ESG Variante. Allerdings sollte man in diesem Kontext Folgendes dringend beachten:

  1. Wer mit ETFs investiert, hat durch die ESG oder SRI Varianten eine deutlich geringere Diversifikation und damit wieder ein höheres Risiko.
    iShares MSCI World ETF: 1.512 Unternehmen
    iShares MSCI World ESG Screened UCITS ETF: 1.424 Unternehmen
    iShares MSCI World SRI UCITS ETF: 370 Unternehmen
  2. Der Betrachtungszeitraum in diesem Beispiel ist leider ziemlich kurz – der iShares MSCI World ESG Screened UCITS ETF wurde schließlich erst Ende Oktober 2018 erstmalig ausgegeben. Um hier also eine relevante Schlussfolgerung ziehen zu können, würde man deutlich mehr Daten benötigen.

Diese Branchen meide ich persönlich:

In meinem privaten Aktiendepot halte ich über 100 Einzelinvestments. “Da kannst du dir auch gleich einen ETF holen!”, wird bei solch einer Anzahl vermutlich der ein oder andere entgegnen. Ein ETF ist breiter aufgestellt, mit deutlich weniger Zeitaufwand verbunden und ziemlich sicher auch günstiger zu besparen. Aber Aktien sind nun mal meine Leidenschaft und ich liebe es, mich in verschiedene Geschäftsmodelle einzuarbeiten. Des Weiteren habe ich hier die volle Kontrolle, welches Unternehmen aus welcher Branche von mir Geld bekommt (indirekt – siehe Sekundärmarkt im Text oben). Folgende Geschäftszweige möchte ich persönlich nicht im Portfolio haben.

Rüstungsindustrie: Unternehmen, die mit Waffen, Munition, Raketen oder anderen militärischen Systemen ihr Geld verdienen, möchte ich nicht unterstützen.

Fossile Energie: Klar ist, dass wir noch einige Jahre auf Öl-, Gas- und Kohleenergie angewiesen sein werden. Dennoch ist auch das eine Branche, die ich nicht in meinem Depot haben möchte.

Glücksspiel: Lotto, Sportwetten oder Casinos können Menschen süchtig machen und verursachen unendlich viel Leid für Betroffene, sowie deren Umfeld. 

Tabak: Wo hört Genuss auf und wo fängt Sucht an? Alkoholproduzenten, wie Brown-Forman habe ich tatsächlich im Depot. Auch Cannabis sehe ich längst nicht so kritisch wie Tabak. Nikotin ist in meinen Augen kein Genussmittel, sondern ein klares Suchtmittel & brauche ich nicht in meinem Depot.

Massentierhaltung: Wer mal eine Doku (z.B. Dominion – nichts für schwache Nerven), über die katastrophalen Verhältnisse in Schlachtbetrieben gesehen hat, wird verstehen, warum ich diese Industrie nicht unterstützen möchte. Lebe ich vegetarisch oder gar vegan? Nein. Aber ich achte sehr darauf, welches Fleisch und welche tierischen Produkte ich kaufe und verzehre. 

Der nordische Ölstaat und seine Ethik

Die Suche nach geeigneten Ölfeldern in Norwegen blieb eine sehr lange Zeit erfolglos. Tatsächlich wollte sich der amerikanische Konzern Phillips Petroleum schon aus dem Gebiet zurückziehen, als sie am 25. Oktober 1969 eine ihrer letzten Suchbohrungen im Ekofisk-Feld durchführten. Man entdeckte eines der größten Ölvorkommen der Welt, das Norwegen zu einem überaus vermögenden Land machen sollte.

Ähnlich wie manche Lottogewinner, die mit schnellem Reichtum nicht umgehen können, gab auch Norwegen zu Beginn seine Ölgewinne großzügig mit beiden Händen aus. Irgendwann realisierte man aber, dass die Öl- und Gasvorkommen nicht unendlich sind und man den Wohlstand für zukünftige Generationen sichern müsste. Es entstand der Norwegische Pensionsfonds, der heute mit Abstand größte staatliche Fonds der Welt.

Der Norwegische Pensionsfonds verwaltet aktuell (Stand: November 2022) rund 1.243 Mrd. US-Dollar. Den absoluten Großteil dieses Kapital investiert der Staatsfonds in Einzelaktien – genauer gesagt sind es 72 Prozent des Fondsvolumens, das man in 9.338 verschiedenen Unternehmen angelegt hat. Hinzu kommen etwa 25 Prozent Staats- und Unternehmensanleihen und etwa 2,6 Prozent Immobilien und Infrastruktur.

Bei dieser beachtlichen Fondsgröße kann man natürlich auch einen erheblichen Einfluss auf “seine” Unternehmen ausüben. Und dieser Macht ist sich der Norwegische Pensionsfonds auch sehr bewusst. Seit 2004 unterliegt der Fonds gewissen ethischen Richtlinien. Genauer gesagt entscheidet die Norges Bank darüber, ob einzelne Unternehmen aus dem Fonds ausgeschlossen oder unter Beobachtung gestellt werden. Zusätzlich gibt es einen Ethikrat, der regelmäßig Empfehlungen ausspricht.

Wird ein Unternehmen von solch einer großen Instanz boykottiert, kann dies bittere Folgen für zukünftige Kapitalbeschaffungsmaßnahmen dieser Unternehmen bedeuten. Schließlich bleibt so etwas, auch dank der schwarzen Liste, nicht unbemerkt und zieht einiges an negativen Berichterstattungen nach sich. “Aber ist das nicht Doppelmoral?” Das Land selbst verdient sein Geld mit der Förderung und dem Verkauf von Öl und Gas – gleichzeitig gibt man sich aber nachhaltig und zukunftsorientiert. Fakt ist, die Nachfrage dieser Rohstoffe ist enorm. Würde Norwegen nichts fördern, würden es schlichtweg andere Länder tun. Norwegen versucht hier mit gutem Beispiel voranzugehen, wovon sich andere Länder (auch ohne Öl-/Gasvorkommen) gerne mal eine Scheibe abschneiden könnten.

Die Schwarze Liste des Norwegischen Pensionsfonds

Kriterium

Unternehmen

Produktion von
Atomwaffen

Produktion von
Atomwaffen

Aerojet Rocketdyne Holdings Inc
Airbus Finance BV
Airbus SE
BAE Systems Plc
Boeing Co/The
BWX Technologies Inc
Fluor Corp
Honeywell International Inc
Huntington Ingalls Industries Inc
Jacobs Engineering Group Inc
Lockheed Martin Corp
Northrop Grumman Corp
Safran SA
Serco Group Plc

Produktion von
Streumunition

Produktion von
Streumunition

Poongsan Corp
Textron Inc

Schwere
Umweltschäden

Schwere
Umweltschäden

Astra International Tbk PT
Barrick Gold Corp
Beijing Tong Ren Tang Chinese Medicine Co Ltd
Bharat Heavy Electricals Ltd
China Traditional Chinese Medicine Holdings Co Ltd
Duke Energy Corp
ElSewedy Electric Co
Freeport-McMoRan Inc
Genting Bhd
Grand Pharmaceutical Group Ltd
Halcyon Agri Corp Ltd
Marfrig Global Foods SA
MMC Norilsk Nickel PJSC
NHPC Ltd
POSCO
Posco International Corp
Ta Ann Holdings Bhd
Tong Ren Tang Technologies Co Ltd
Vale SA
Vedanta Ltd
Volcan Cia Minera SAA
WTK Holdings Bhd
Young Poong Corp
Yunnan Baiyao Group Co Ltd
Zijin Mining Group Co Ltd

Schwere Umweltschäden &
Verletzung der Menschenrechte

Schwere
Umweltschäden &
Verletzung der
Menschenrechte

Evergreen Marine Corp Taiwan Ltd
Hyundai Glovis Co Ltd
Korea Line Corp
Pan Ocean Co Ltd
Thoresen Thai Agencies PCL

Inakzeptable
Treibhausgasemissionen

Inakzeptable
Treibhausgas-
emissionen

Canadian Natural Resources Limited
Cenovus Energy Inc
Imperial Oil Limited
Suncor Energy Inc

Produktion von Kohle
oder kohlebasierter Energie

Produktion von
Kohle oder
kohlebasierter
Energie

Aboitiz Power Corp
AES Corp
AES Gener SA
AGL Energy Ltd
ALLETE Inc
Alliant Energy Corp
Ameren Corp
American Electric Power Co Inc
Berkshire Hathaway Energy Co
BHP Group Ltd/BHP Group Plc
Capital Power Corp
CESC Ltd
CEZ AS
China Coal Energy Co Ltd
China Power International Development Ltd
China Resources Power Holdings Co Ltd
China Shenhua Energy Co Ltd
Chugoku Electric Power Co Inc/The
CLP Holdings Ltd
CMS Energy Corp
Coal India Ltd
CONSOL Energy Inc
Datang International Power Generation Co Ltd
DMCI Holdings Inc
DTE Energy Co
Electric Power Development Co Ltd
Electricity Generating PCL
Emera Inc
Eneva SA
Engie Energia Chile SA
Evergy Inc
Exxaro Resources Ltd
FirstEnergy Corp
Glencore PLC
Great River Energy
Guangdong Electric Power Development Co Ltd
Gujarat Mineral Development Corp Ltd
HK Electric Investments & HK Electric Investments Ltd
Hokkaido Electric Power Co Inc
Hokuriku Electric Power Co
Huadian Energy Co Ltd
Huadian Power International Corp Ltd
Huaneng Power International Inc
IDACORP Inc
Inner Mongolia Yitai Coal Co Ltd
Jastrzebska Spolka Weglowa SA
Korea Electric Power Corp
Kyushu Electric Power Co Inc
Lubelski Wegiel Bogdanka SA
Malakoff Corp Bhd
MGE Energy Inc
MidAmerican Energy Co
New Hope Corp Ltd
NorthWestern Corp
NRG Energy Inc
NTPC Ltd
OGE Energy Corp
Okinawa Electric Power Co Inc/The
Otter Tail Corp
PacifiCorp
Peabody Energy Corp
PGE Polska Grupa Energetyczna SA
Pinnacle West Capital Corp
PNM Resources Inc
Public Power Corp SA
Reliance Infrastructure Ltd
Reliance Power Ltd
RWE AG
Sasol Ltd
SCANA CORP
SDIC Power Holdings Co Ltd
Shikoku Electric Power Co Inc
Southern Co/The
Tata Power Co Ltd/The
Tenaga Nasional Bhd
Tohoku Electric Power Co Inc
TransAlta Corp
Tri-State Generation and Transmission Association Inc
Uniper SE
Vistra Corp
WEC Energy Group Inc
Washington H Soul Pattinson & Co Ltd
Whitehaven Coal Ltd
Xcel Energy Inc
Yankuang Energy Group Co Ltd.

Produktion von
Tabak

Produktion von
Tabak

Altria Group Inc
British American Tobacco Malaysia Bhd
British American Tobacco Plc
Eastern Co SAE
Gudang Garam tbk pt
Hanjaya Mandala Sampoerna Tbk PT
Huabao International Holdings Ltd
Imperial Brands Plc
ITC Ltd
Japan Tobacco Inc
KT&G Corp
Mativ Inc
Philip Morris Cr AS
Philip Morris International Inc
Scandinavian Tobacco Group A/S
Shanghai Industrial Holdings Ltd
Swedish Match AB
Universal Corp/VA
Vector Group Ltd

Produktion von
Cannabis

Produktion von
Cannabis

Aurora Cannabis Inc
Canopy Growth Corp
Cronos Group Inc
Tilray Brands Inc

Verletzung der
Menschenrechte

Verletzung der
Menschenrechte

Centrais Eletricas Brasileiras SA (Eletrobras)
Formosa Chemicals & Fibre Corp
Formosa Taffeta Co Ltd
Honeys Holdings Co Ltd
Li Ning Co Ltd
Luthai Textile Co Ltd
Page Industries Ltd
Supermax Corp Bhd
Zuari Agro Chemicals Ltd

Schwerwiegende Verstöße gegen
die Menschenrechte in
Kriegs-/Konfliktsituationen

Schwerwiegende
Verstöße gegen
die Menschenrechte
in Kriegs-/
Konfliktsituationen

Adani Ports & Special Economic Zone Ltd
Ashtrom Group Ltd
Danya Cebus Ltd
Elco Ltd
Electra Ltd
Kirin Holdings Ltd Co
Mivne Real Estate KD Ltd
Oil & Natural Gas Corp Ltd
Shapir Engineering and Industry Ltd
Shikun & Binui Ltd

Grobe
Korruption

Grobe
Korruption

Bombardier Inc
Hyundai Engineering & Construction Co Ltd
JBS SA
Leonardo SpA
ZTE Corp

Andere besonders
schwerwiegende Verstöße gegen
grundlegende ethische Normen

Andere besonders
schwerwiegende
Verstöße gegen
grundlegende
ethische Normen

Elbit Systems Ltd

Quelle: nbim.no Stand: November 2022

Der MSCI World Index. Wirklich eine so gute Anlage?

Sobald mich jemand fragt, welche Aktien ich aktuell empfehlen würde, rate ich meistens stumpf ETF Sparpläne aufzusetzen. Die alt bekannte klassische Aufteilung: 70 Prozent MSCI World ETF & 30 Prozent MSCI Emerging Markets. Für die breite Masse der Bevölkerung ist das mit großer Wahrscheinlichkeit die beste Anlagelösung. Wer wirklich Gefallen am Investieren findet und sich gerne mit einzelnen Unternehmen auseinandersetzt, der kann sich dann den Einzelaktien widmen.

Aber wie schlägt sich der MSCI World in Bezug aufs ethische Investieren? Mit über 1.500 Unternehmen ist man natürlich sehr breit aufgestellt, aber eben auch in verschiedenen “unmoralischen” Branchen vertreten. So finden sich neben Rüstungsunternehmen und Öl-/Gas-/Kohleverarbeiter auch Tabak-/Alkoholproduzenten, Glücksspielbetreiber und allerlei sonstige fragwürdige Unternehmen. Ob man diese Unternehmen alle besparen möchte, sollte sich jeder selbst fragen.

Es gibt Alternativen, die zwar nicht so breit aufgestellt sind, dafür aber nach ESG oder SRI Kriterien ihre Depotzusammensetzung “bereinigt” haben. Zwei Beispiele hierfür sind die bereits oben erwähnten ETFs: iShares MSCI World ESG Screened UCITS (IE00BFNM3K80) & iShares MSCI World SRI UCITS (IE00BYX2JD69). Beide lassen sich übrigens problemlos bei der comdirect (Partnerlink zur Depoteröffnung) besparen.

Von diesen Alternativen würde ich abraten.

Wer auf der Suche nach ethischen Anlagemöglichkeiten ist und weder die genannten oder ähnliche ETFs besparen noch mit Einzelaktien sein Portfolio selbst zusammenstellen möchte, wird auf einige andere Alternativen stoßen. Von diesen möchte ich aber aus verschiedenen Gründen abraten.

1. Spezifische Branchen ETFs

Mit ETFs zu investieren, muss nicht bedeuten, dass man breit und solide aufgestellt ist. Neben den großen Weltindizes, die mehrere Länder und viele verschiedene Branchen abdecken, gibt es auch spezifische Branchen ETFs, die zum Beispiel nur in Clean Energy Unternehmen eines einzelnen Landes investieren. Wenn diese eine Branche aber mal ein schlechtes Jahr hat, war’s das mit der Rendite, während ein anderer ETF diese Schwankung vielleicht durch eine andere erfolgreichere Branche hätte abfedern können.

2. Gemanagte Ökofonds

Neben ETFs gibt es natürlich auch noch herkömmliche Fonds mit Fokus auf Nachhaltigkeit und ethischer Geldanlage. Hier entscheidet letztendlich der Fondsmanager, welche Unternehmen ins Portfolio kommen und welche nicht. Und das lässt er sich meistens auch ordentlich bezahlen. Hinzu kommt in der Regel ein ziemlich hoher Ausgabeaufschlag – die Bank möchte ja auch etwas verdienen. Gerade hier wird gerne die Gutmütigkeit der Anleger ausgenutzt.

3. Investments in nachhaltige Infrastruktur

Nicht selten stößt man in Bezug auf diesem Thema auch auf nachhaltige Infrastrukturinvestments. Hier werden dann Beteiligungen an Wind-/Solarparks in Schwellenländern, Biomassekraftwerken, nachhaltigen Waldprojekten oder ähnlichem vermittelt. Meist kommen diese Anbieter mit attraktiven Hochglanzbroschüren und gekauften Gütesiegeln, einem ausgeklügelten Marketing und ziemlich fetten Renditeversprechen daher. Bitte lasst euch davon nicht blenden. Diese geschlossenen Beteiligungen bieten in der Regel keine Einlagensicherung und euer Investment ist hier auch meist kein Sondervermögen (wie bei Aktien, ETFs oder Fonds). Hier rate ich dringend von einem Investment ab!

4. Gar nicht zu investieren

Ich kann gut verstehen, dass der ganze Investmentdschungel zu Beginn erschlagend wirken kann. Ebenso kann ich aber auch versprechen, dass es gar nicht so kompliziert ist, wenn man sich mal ein klein wenig damit befasst. Wer also gar nicht investiert, da er sich schlicht zu unsicher ist, überlässt damit sein Geld der Bank. Und diese wird das Geld auf die Art und Weise investieren, wie es ihr passt. Natürlich gibt es inzwischen einige Richtlinien, was eine Bank darf und was nicht – aber warum sollte man die Kontrolle abgeben? Einen sinnvollen ETF-Sparplan aufzusetzen, dauert in Summe nicht länger als eine Stunde. Danach kann alles auf Autopilot laufen. In meinen Augen gibt es also absolut keine Ausrede, nicht zu investieren.

Ethisch investieren & alles wird gut?

Leider gibt es keine mathematische Wunderformel mit der sich alle unsere aktuellen Krisen und Probleme einwandfrei lösen lassen. Wie bereits erwähnt, die Welt ist nicht schwarz/weiß und auch das ethische Investieren ist immer mit gewissen Hürden, Fragen und Zwickmühlen gespickt. 

Eine nachhaltige, positive Veränderung lässt sich nur gemeinsam verwirklichen. Wir müssen also alle Hand in Hand zusammenarbeiten: Die Regierungen, die Konsumenten und natürlich auch wir Investoren.

Wenn ich mit diesem Artikel auch nur einen Anleger davon überzeugen konnte, seine Investments zu überdenken und sich mit dem ethischen Investieren gezielt auseinanderzusetzen, hat sich der Aufwand bereits gelohnt.